Die Abreise meines Bruders und seiner Freundin erinnerte mich wieder an meinen spannendsten Lebensprojekt: Adoption Ausland! Und an unsere Reise, die meinen Mann Dirk und mich endlich zu unserem Kind nach Bangkok führte. Während der Abholung war die Spannung für mich fast unerträglich. Fragen hatte ich viele, nur in diesem Moment war ich viel zu angespannt. Hätte ich jemanden gehabt, der mich vorher auf diese Situation vorbereitet hätte, wäre ich dem Gespräch mit der Heimleitung gelassener entgegengetreten.
Inhaltsverzeichnis:
Warum der Abschied für unseren Adoptivsohn besonders schwer war
Wir, mein Sohn Thaio und ich, haben heute meinen Bruder und seine Freundin zur Bahn gebracht. Sie fahren jetzt gerade zurück nach Hamburg, wo unsere Familien wohnen. Eine Woche waren sie bei uns. Glück mit dem Wetter hatten wir tatsächlich auch. Es passte alles.
Es ist immer traurig, aber wir sehen uns ja wieder, wenn auch nicht so schnell. Das denken wir zumindest immer.
Es wurde sich zum Abschied umarmt und fest gedrückt. Unser 6-jähriger Adoptivsohn Thaio, vorher lustig, albern, ausgelassen, wurde trotz seiner versprochenen Süßigkeitentüte traurig. Er gab mir plötzlich die Tüte, um die dicken Tränen unter seiner kleinen runden Brille abzuwischen. Er wäre „traubig“..
Ich war ganz gerührt. Und auch etwas betroffen, denn schließlich sind wir in den Süden Deutschlands gezogen. Die Omas, der Opa, Tanten und Onkel weit weg. Und keiner ist für den Alltag da.
Einfach mal vom Kindergarten abholen oder schnell für ein bis zwei Stunden vorbeischauen. Mal eben nachmittags spontan Weihnachtskekse backen, abends ins Bett bringen und dabei Unsinn machen. Das war alles nicht möglich. Leider.
Ich versprach, dass wir die beiden einfach zwischendurch mal anrufen. Dann sind sie nicht mehr so weit weg. Aber jetzt sind sie erst einmal abgereist, morgens nach dem Aufwachen und für das spontane Spielen nicht mehr da.
Wir blickten auf den Zug, der bald wegfuhr. Und uns zumindest hier am Hauptbahnhof allein ließ. Wir winkten noch mal in Richtung der abfahrtbereiten Bahn. Mehr konnten wir gerade nicht machen. Dachte ich mir und für meinen kleinen Thaio.
Der Grund warum du dich unbedingt auf eine Adoption im Ausland einlassen solltest
Vor ungefähr 4 Jahren hatten wir die Nachricht bekommen, unseren zukünftigen Sohn abholen zu können. Es hieß dann: „Sie dürfen reisen“. Das war der Satz, der für alle Bewerber in einem Adoptionsverfahren unglaublich viele Emotionen auslöst.
Unser Taxi hielt an einem Haus in einer ruhigen Straße. Es war ein ruhiger Stadtteil in Bangkok. Sehr grün war es, es gab viele Bäume. Eine sichere Straße, wie es mir schien.
Dort war das Kinderheim, in dem Thaio direkt nach der Geburt als Baby abgegeben wurde. Und irgendwann später freigegeben zur Adoption. Wir waren plötzlich da, das kinderlose Paar aus Deutschland mit einem großen Kinderwunsch. Nach einer Bewerberzeit von etwa 4 Jahren.
Seit 2 Jahren lebte Thaio dort schon. In seiner gewohnten Umgebung.
Es kommt vor, dass Kinder von einem Heim zum anderen „wandern“. Weil sich die Umstände ändern oder eine Vermittlung ansteht und der Pass in der Hauptstadt Thailands, in Bangkok, beantragt werden muss.
Wir zukünftigen Eltern hörten von Kindern, die Kinderheime vor ihrer Auslandsadoption bis zu 3 Mal wechseln mussten. Der optimale Fall wäre, wenn das Kind ab dem Moment der Geburt in seinen ersten Lebensjahren eine Bindung zu seinen Bezugspersonen aufbauen könnte.
Im anderen Fall nicht unmöglich, aber es ist sehr viel schwerer, ein natürliches Selbstwertgefühl zu entwickeln, Vertrauen zu aufzubauen, sich geborgen zu fühlen. Schwer für die empfindliche Seele eines Kindes.
Thaios Bauch-Mama, wie wir sie nennen, hatte nach der Schwangerschaft und der Geburt ihres Sohnes keinen weiteren Kontakt zu ihrem leiblichen Kind gesucht. Bis zur Vermittlung gab es keine Annäherung von ihr zu ihrem leiblichen Kind.
Wir verurteilen sie nicht, das Leben in Thailand ist anders. Es geht für manche Menschen nur ums Überleben. Oft stehen sie allein da.
Zu viele Kinder gehen nicht zur Schule. Eine alleinstehende Frau in Thailand hat es nochmal schwerer. Sie verliert dadurch ihr soziales Ansehen. Ganz gleich, weshalb sie von dem Vater des Kindes getrennt lebt.
Die Menschen sammeln Plastikflaschen auf Mülldeponien, die wieder recycelt werden. Für umgerechnet ein paar Cent. Um einfach zu überleben. Thaios leibliche Mutter hatte durch ihre besonnene realistische Sichtweise ihrem Sohn einen guten Start ermöglicht. Sie hat in ihrer Situation alles richtig gemacht.
Ob wir seine leibliche Mutter einmal treffen? Wenn Thaio es möchte und es ihm wichtig ist, später – wir als seine Eltern unterstützen ihn darin immer. Interessant und emotional würde es bestimmt werden. In jeder Hinsicht.
Wie ein kleiner Junge bei mir die unglaublichsten Emotionen auslöste
Nun stand unser kleiner zukünftiger Adoptivsohn Thaio direkt hinter einem hellblauen niedrigen Gitter. Ich erkannte ihn sofort. Klein, neugierig und mitten in einer Horde von anderen Kindern.
Ich denke, die Kinder erkannten die Spannung, die mit dem haltenden Auto auf sie zukam. Und dass das Auto Menschen ausspuckt, die fremd, anders gekleidet waren und seltsame anders klingende Worte sagten. Und es dann oft etwas passierte, was mit ihnen zu tun hatten. Mit einem von den Kindern zumindest.
Unser zukünftiges Kind ahnte in seinem Alter von gerade zwei Jahren noch nichts von seiner Zukunft in dem anderen Land. In dem Alles reichlich vorhanden ist. Und noch mehr.
Hallo! Thaio! – Endlich.
Bisher hatten wir ihn nur auf Fotos gesehen. So süße Fotos. Und tatsächlich viele unterschiedliche Bilder von seinen verschiedenen Altersstufen. Und Babyfotos, tatsächlich auch gemeinsam mit seiner hübschen jungen Mutter. Das gab es so selten!
Für Thaio ein Glücksfall, um Ähnlichkeiten herauszufinden. Und um zu sehen, wie sie ihn das letzte Mal zärtlich hielt.
In diesem Moment? Kleine kurze Beinchen, eine riesige Stoffwindel um geschlungen, ein grünes Shirt, barfuß. Wir wussten durch den vorab gesendeten Gesundheitsbericht, er war auch noch gesund, alles war dran!
Ein großes Glück! Obwohl wir auch an dem Punkt „körperlich leichten Behinderungen“ ein Kreuz markiert hatten.
Denn wo, wenn nicht in Europa, kann man so vieles so viel leichter heilen, lindern. Wir – und wie hoffentlich viele andere Paare aus dem wohlhabenden Deutschland – hatten da eine positive Einstellung.
Nun sind wir endlich angekommen nach unserer langen ungewissen Kinderwunsch- und Adoptions-Reise. Mir stiegen die Tränen in die Augen. Diesen Moment hatte ich mir vorher nicht vorstellen können. In keiner Weise.
Und nun? Erst mal zur Heimleitung bitte. Wirklich? Nicht erst zu dem – unserem – Pflegekind, stehend hinter dem kleinen hellblauen Zaun?
Wir wurden sofort in Empfang genommen. Rechts herum, bitte. Durch die Eingangstür. Nicht gleich nach links zu den vielen süßen Kindern. Schwer zu ertragen. Ganz schwer. Denn – kann noch etwas schiefgehen, wenn wir uns wieder für einen Moment von dem kleinen Fratz hinter dem Gitter abwenden?
Wir kannten das Procedere nicht, nur vage durch Beschreibungen durch andere befreundete Adoptiveltern.
Gehört und gelesen über diese nicht vorhersehbare Situationen hatten wir vorab viel. Gerade, wenn man sich mit einem so emotionalen Thema beschäftigt. Ungewollt kinderlos mit dem Ziel der Adoption.
Und dann doch noch einmal ein zufälliges Problem? Wir waren fertig mit der Entstehung von Problemen. Ende damit!
Wie ich dir mit meiner Erfahrung bei dem Thema Adoption im Ausland zur Seite stehen kann
Ich hatte vor der Reise nach Bangkok alles an Information aufgesaugt, was ich zu lesen bekam. Und fest verankert. Und ich denke und fühle, ich bin da mit der Neugierde und das Ansammlen von Informationen auf ein eigenes Kind nicht allein.
Es war oft eine anstrengende unerfüllte Suche nach unserem Kind.
Vielleicht ging es dir auch teilweise so. Und wer war da? Ich fand keine Person, der ich meine Geschichte anvertraut hätte. Entweder haben die Frauen es nicht so erlebt wie ich oder es war lange her. ZU lange.
Nun nahmen wir Platz und trafen die Frau, die mit anderen Personen im Hintergrund die Fäden der Vermittlung unseres Kindes Thaio zog. Oder schöner gesagt, die passenden Eltern für die Kinder aussuchte. So ist der warme Leitgedanke des Adoptiv-Vereins.
Es gab freundliche Worte. Ob wir etwas trinken wollen? Ja, gern. Innerliche Unruhe.
Tick tack tick tack. Ich konnte es kaum abwarten. “Ja, bitte.” Nur wenn es schnell geht. Dachte ich natürlich nur. Tee? Nein danke, einfach Wasser!
Ich versuchte, etwas zu entspannen. Unmöglich. Immer noch hatte ich mit aufsteigenden Tränen zu kämpfen, weil ich das Bild des kleinen süßen Jungen an dem Gitter wieder und wieder vor mir sah.
Wie vielen „werdenden“ Eltern es wohl gerade in diesem Moment, in dem du den Text liest, genauso geht?
Wir übergaben ein Geschenk, zurück bekamen wir unser an Thaio geschicktes Kinderheim-Paket.
Ob wir es wieder mitnehmen wollen? Nein, bitte, nur die Spieluhr mit seinem Namen darauf und das von uns zusammen gestellte Fotobuch. Das lag uns für Thaio am Herzen. Das Fotobuch war ein Ritual, was sich die Mitarbeiter des Kinderheimes und der Vermittlungsstelle in Deutschland für die Heimkinder wünschten.
Es sollten möglichst alle zukünftigen Familienmitglieder mit einem Foto in dem Buch zu sehen sein. Thaios zwei wartende Teddys hatte ich auch fotografiert und hoffte, er erkennt wenigstens sie in seinem späteren Kinderzimmer wieder, wenn alles andere um ihn herum neu und fremd war.
Den größeren Teddy von den beiden hatte ich schon über viele Jahre. Ich hatte ihn als Muster für Spielzeuge von einer Einkäuferin bei meinem damaligen Arbeitgeber erstanden, weil er so süß und kuschelig war.
Wie oft habe ich ihn zwischenzeitlich angesehen und mich gefragt, ob er jemals von unserem eigenen Kind gekuschelt wird. Die meiste Zeit war der Teddy aufgrund seiner Größe eher im Weg. Aber er wartet : ). Noch jemand, der auf unser Wunschkind in Deutschland wartete.
Die Spieluhr in Form eines Sternes hatte ich zum Teil mit Lavendel füllen lassen und eine hübsche Schlaflied-Melodie gewählt. Das gab es bei uns in einem süßen Kinderladen in Hamburg bei uns um die Ecke. Ich fand es sehr passend. Überrascht war ich, wie unbenutzt die von uns Eltern nach Thailand geschickten Spielzeuge aussahen. Auch das Fotobuch sah wie neu und unangetastet aus.
Wie du dein fremdes Kind während der Adoption im Ausland lieben lernst
Zuhören mussten wir. Und uns natürlich uns auf das Gespräch mit der Heimleitung konzentrieren.
Das konnte ich verständlicherweise nur schwer. Und ob wir Fragen hatten. Fragen? Uns fielen keine ein. Ich hatte mir auch ehrlicherweise keine überlegt.
Aber – wo ist denn jetzt unser Thaio?
Schade, aber das Fragen gestellt werden dürfen, hatte uns keiner gesagt. Und ich hatte nicht gefragt. Weil ich so viele andere Fragen über die Abholung zwischen den Reisevorbereitungen und dem Kinderzimmereinrichten hatte. Wieder etwas, was ich im Nachhinein bedauerte. Und wieder einmal unbeantwortete Fragen.
Wie vielen Paaren, die kurz vor ihrer zukünftigen kleinen Familie stehen, ergeht es ähnlich, frage ich mich wieder.
Nach diesem Besuch im Kinderheim hatten wir natürlich unbeantwortete Fragen. Aber in diesem aufregenden Moment?
Wenn du planst, ein Kind zu adoptieren oder dich mitten in dem Adoptionsprozess befindest, kannst du mich diese und andere Dinge einfach fragen. Ich beantworte dir die Fragen sehr gern und bin bei dir, wenn du mich dafür brauchst. Oder einfach als Austausch von emotionalen Informationen. Frage einfach, wenn dir danach ist.
Ich weiß aus eigener Erfahrung sehr gut, dass mir damals eine Person auf unserer Kinderwunsch-Reise und anschließender Adoptionsgeschichte fehlte. Tatsächlich vermisste ich eine erfahrene und selbst betroffene Frau. Eine Person, die vielseitige Erfahrungen einer Frau mit Kinderwunsch und später dann als Adoptiv- Mami erlebte. Und mir hätte Rat geben können.
Ich kann dir jetzt auch zusätzlich als Mami eines 7-jährigen Jungen zur Seite stehen, denn ich bin dabei, immer wieder täglich neue und vielseitige Erfahrungen zu sammeln.
… Selbst wenn die restliche Familie in Hamburg und dort in der Umgebung lebt.
Thaio ist ein großer Teil der Familie geworden und empfindet auch so. Das beweisen die Tränen, die seit der Abreise meines Bruders und seiner Freundin nun schon wieder vergessen sind.
Die Süßigkeiten wurden dann doch noch verspeist, hinten in seinem kleinen Kindersitz, verträumt aus dem Fenster blickend. Mein Bruder ist übrigens gerade in Hamburg angekommen und verspricht, uns bald wieder zu besuchen.
Er hat Thaio sehr ins Herz geschlossen, das hat man ihm angesehen : ).
Dies ist nur ein kleiner Teil unserer Wunschkind-Reise. Und manchmal immer noch ein unglaublicher Abschnitt, auch weil die Situation so sehr emotional war. Zwischendurch auf unserem Kinderwunschweg haben wir oft gezweifelt, welche Richtung die passende ist, doch noch unser Kind in den Armen zu halten. Wir waren manchmal ziemlich unsicher und ratlos.
Aber die Zuversicht und feste Glaube an unser Ziel hat uns weiter gehen lassen.
Durch meine Erfahrung kann ich dir raten:
Beispiel Adoption Ausland – sei stark und fokussiert auf das, was du wirklich willst!
Durch meine Blogs möchte ich dir Mut machen, nicht aufzugeben und den für dich richtigen Weg zu finden. Um endlich deine Familie zu gründen, nach der du dich so sehnst. Und dadurch natürlich auch so bezaubernde Gefühle zu genießen.
Nur Mut, es lohnt sich sehr.
Also – weiter geht’s auf deinem Weg : ).
Ein lieber Gruß an dich
Bärbel
…Und wo stehst du gerade? Schreib mir gern. Ich würde mich freuen!