Über Thaio – und unsere Erfahrungen bei der Adoption unseres Adoptivkindes
Thaio* – Ich habe den Namen unseres Adoptivsohnes für diese Webseite geändert, um ihn zu schützen. Er soll nach seiner Adoption mit eigenen Erfahrungen und ohne Vorurteile anderer Menschen aufwachsen dürfen. Seine (aktuellen) Fotos habe ich weitgehend unkenntlich gemacht.
Frei auch von meinem Herzenswunsch, anderen Paaren während ihrer Kinderlosigkeit hilfreich zur Seite zu stehen.
Unabhängig von meinem Herzensprojekt wird der Lebensweg unseres adoptierten Kindes nicht immer unbeschwert sein, denn Thaio fällt durch sein asiatisches (für uns Adoptiveltern traumhaft hübsches) Äußeres auf. Aber wir sind sicher, da wächst unser Sohn auch hinein.
Wie schön auch zu beobachten, dass er sich nicht als „anders“ empfindet, selbst wenn wir beide vor dem Spiegel stehen und uns anschauen. Er weiß aber von uns, dass er besonders hübsche Augen bekommen hat ☺.
Wir versuchen Thaio außerdem viel Selbstbewusstsein und einen festen Glauben an seine eigene Person mitzugeben. Er kann wie jedes andere Kind stolz auf sich sein. Stolz auf das, was er in sich trägt.
So kennt Thaio auch seine Geschichte. Er weiß, dass er als Baby von seiner Bauchmami in ein Kinderheim gegeben wurde, damit er es einmal besser haben würde.
Er hört gespannt zu, wenn wir ihm erzählen, dass wir sehr lange auf ihn gewartet hatten. Und fragt nach, wie er uns eigentlich gefunden hatte und wann wir ihn adoptierten.
Und er kann so stolz auf seine sehr positive Entwicklung sein, die er als Baby in einem Kinderheim in Bangkok begonnen hatte und die ihn als zweijährigen kleinen Jungen bei uns in unserem so fremden Land tapfer vorantreibt.
Kein Adoptionsforum, in dem Erfahrungen über Adoptivkinder ausgetauscht wurden oder Berichte von Adoptiveltern hatten uns die Erlebnisse so deutlich beschreiben können, wie es tatsächlich eintraf.
Erste Erfahrungen mit unserem Adoptivsohn
Nach der Abholung hatten wir eine intensive gemeinsame Familienzeit.
Schon in Thailand hatten wir das Gefühl, dass wir zusammen gehören und uns gegenseitig Halt geben können. Die Verständigung und der familiäre tägliche Umgang miteinander – all das ging überraschenderweise einfach und problemlos, empfanden wir.
Als wir zwei Wochen später zurück nach Deutschland reisten, begann der Alltag.
Etwas Aufregung war schon dabei, als Dirk am Montag nach unserer Ankunft wieder zur Arbeit ging und ich als noch unerfahrene Mutter den kleinen Thaio bei den täglichen Einkäufen oder dem Kochen dabei hatte. Er war mein kleiner süßer Schatten.
Das Einleben und Zusammenwachsen in Deutschland war tatsächlich leichter als die vielen Vorbereitungen, Behördengänge, Jugendamt-Termine und die zähe Wartezeit vorher.
Wir schlossen uns Spielgruppen an, gingen bald zum Kinderturnen und lernten neue Spielgefährten und ihre Eltern kennen. So knüpfte Thaio allmählich Kontakte und verhielt sich immer sicherer in dem, was er tat. Sein Selbstbewusstsein wuchs und unseres auch ☺.
Eines der schönsten Komplimente in dieser Zeit machten mir unbewusst einige Frauen bei dem regelmäßigen Turnen
Dirk holte uns an einem Freitag Nachmittag direkt beim Turnen ab. Die Mütter der anderen Kinder waren sehr überrascht, dass Dirk kein Asiate war. Und dass es sich bei Thaio nicht um unser leibliches Kind handelte, sondern um unser frisch aufgenommenes zukünftiges Adoptivkind, verwunderte sie noch mehr.
Sie hatten unseren anscheinend unkomplizierten natürlichen Umgang miteinander beobachtet und wie selbstverständlich an ein leibliches Mutter-Kind-Verhältnis gedacht.
Ich war überglücklich. Und auch stolz, das unsere Beziehung offenbar so gut funktionierte.
Von den vielfältigen und buntgemischten Kulturen am Main zogen wir dann ein Jahr später nach München. Auch wenn es hier etwas traditioneller war als in so manch anderer Stadt, sieht man zumindest sehr viele Touristen, die Stadt und Umland kennen lernen wollten.
In Thaios Vorschule, in die er noch vor dem Schulbeginn ging, gab es vermehrt Kinder unterschiedlicher Herkunft. Das gefiel uns gut.
Thaios Geschichte mit unseren persönlichen Erfahrungen der Adoption
2011: Thaios Geburt
Thaio wurde in Bangkok geboren und gleich nach der Geburt von seiner Mutter zur Adoption freigegeben. Unserer Meinung nach war es das Beste, was Thaio passieren konnte, denn seine leibliche Mutter war nach der Trennung von Thaios Vaters alleinstehend. Sie bekam keinerlei finanzielle Unterstützung und musste allein für ihren Unterhalt sorgen.
Thaios Bauchmami stand allein da, musste arbeiten und zugleich für ihren Säugling da sein. Wie sollte das funktionieren? So hat sie klug und besonnen für ihr Kind gehandelt und ihm eine bessere Zukunft gesichert.
Wer hätte nicht so in ihrer Situation gehandelt? Wir sind glücklich, dass wir Fotos von ihr erhalten haben, auf denen die hübsche Frau den winzigen Thaio im Arm hält. Und wir sind schon gespannt, wie ähnlich sie sich irgendwann sehen werden.
2011 – 2013: Kinderheim in Bangkok
Thaio verbrachte seine ersten zwei Lebensjahre ohne Unterbrechung in demselben Kinderheim.
Zu seinem Glück baute er auf diesem Weg eine konstante Beziehung zu seinen Pflegerinnen auf, die für Kinder in den ersten Lebensjahren von großer Bedeutung ist.
Dorthin schickten wir wartende Adoptiveltern dann irgendwann das “Kennenlern”-Paket, damit Thaio uns über Fotos und Spielzeuge schon einmal kennenlernte und wahrnahm.
Er feierte seinen zweiten Geburtstag noch dort. Nur zwei kurze Wochen vorher, bevor er in unsere Arme gegeben wurde.
1. März 2013: Thaios Abholung aus Thailand
Nach langer Wartezeit durften wir Thaio abholen. Die Aufregung war riesengroß! Wir nahmen ihn direkt aus Thaios momentanen Zuhause mit.
In den zwei Wochen unseres Aufenthaltes mussten wir Formalitäten wie die Beantragung des Reisepasses erledigen und offizielle Termine einhalten. Das Interview bei der Behörde „Child Adoption Board“ fand in einem formellen Rahmen statt.
Bei diesem Termin vertraute man uns Thaio offiziell an und händigte uns zukünftige Adoptiveltern Thaios Geburtsurkunde aus.
Mehr als aufregend, als wir mit Thaio in einem großen Raum vor 3 Sachbearbeitern standen und befragt wurden.
März 2013: Rückflug nach Deutschland
Es geht mit einem Nachtflug zurück nach Haus. Alle für die Ausreise benötigten Dokumente hielten wir vor der Ausreise aus Thailand griffbereit. Unsere Herzen schlugen bis zum Hals.
An der thailändischen Grenze am Flughafen überprüfte ein Beamter Thaios Papiere. Als wir (endlich!) nach ungefähr 5 Minuten von einem Sicherheitsbeamten das „OK“ bekamen, dass alles in Ordnung sei und wir abreisen dürften, hatte ich weiche Knie.
Müde aber glücklich landeten wir morgens um 7 Uhr in Frankfurt und fuhren mit dem Taxi zu uns nach Hause. Thaio schlief während der Fahrt tief und fest auf meinem Schoß.
Unsere Freunde hatten in Thaios neuem Kinderzimmer einen kleinen Geschenketurm aufgebaut. Schöner konnte Thaios Empfang nicht sein.
Sogar ein kleines Bobbycar mit seinem Namen versehen war dabei. Ein neuer Bademantel von der Omi wurde anprobiert und mit dem Auto herumgefahren. Von Müdigkeit keine Spur mehr.
Nun mussten wir uns erst einmal gemeinsam einleben. Und unser Kind durfte sich nach und nach und in aller Ruhe an seine neue Umgebung gewöhnen.
Sicherlich waren die ersten Momente ohne die vielen anderen Kinder, mit denen er täglich spielte, sehr still für ihn.
Auch der Schnee, der überraschenderweise inzwischen gefallen war, war nicht unbedingt Thaios Liebstes. Der Temperatursturz von +35° auf -5° ließ uns alle frieren – die Erkältung war vorprogrammiert.
Dezember 2013: Erstes gemeinsames Weihnachten
Unser Kind lernte, dass der letzte Monat im Jahr in Deutschland voller Überraschungen war. Thaio fand täglich ein kleines Geschenk in seinem Adventskalender.
Ein Mann, der offensichtlich sehr scheu war, legte dann noch tolle Dinge in die geputzten Schuhe (nach diesem Event inspizierte Thaio noch eine Woche lang alle unsere Schuhe für den Fall, das der Nikolaus später noch einmal zurückkam).
Und man traf Vorbereitungen, die Menschen sich scheinbar nur für diesen Monat aufhoben, wie beispielsweise das Teignaschen beim Kekse backen ☺.
Der Höhepunkt war natürlich der geschmückte Weihnachtsbaum. Verziert mit vielen Lichter, Weihnachtskugeln und ein paar leckeren Süßigkeiten, die nicht sofort alle aufgegessen werden durften.
Als auch noch Geschenke unter dem Baum zu finden waren, war es Thaios perfekter Monat.
Es war ein fröhliches Geschenkeauspacken, Ansehen, Spielen.
Dass er immer noch das eine oder andere Geschenk übrig hatte, verstand er nicht. Wir schoben es ihm nach und nach zu.
Ein paar behielt ich für die nächsten Tage, als ich sein steigendes Desinteresse am Auspacken bemerkte. Es war für ihn einfach unbegreiflich viel und komplett neu. Es drehte sich allein um ihn. Und er musste nicht teilen. Diese Situation war lange neu für Thaio.
Juni 2014: Kindergarten Erfahrungen
Uns war wichtig, dass Thaio als Einzelkind und mit seiner kinderreichen Vergangenheit sehr bald wieder Spielgefährten um sich hatte.
Nach dem Umzug nach München fanden wir bald einen Kindergarten, der für unseren Sohn nach anfänglicher Irritation einige der schönsten Spielmomente mit Kindern bescherte.
Endlich wieder laute Kinder! Und viele Kinder! Es war schön zu sehen, wie gut Thaio es dort gefiel. Er lebte sich dort schnell ein.
Es gab Regeln zu beachten, an die sich Thaio gern und ohne Probleme hielt. Ordentlich zu sein und seine Sachen gut zu behandeln, brachte er aus Thailand mit. Wir waren zu Beginn der gemeinsamen Zeit überrascht, dass unser zweijähriger Sohn seine kleinen Schuhe immer sofort nach dem Ausziehen ordentlich wegstellte.
Thaio hatte im Kindergarten viele Freunde. Auch wenn er sprachlich noch nicht ganz so weit wie andere Kinder seines Alters war, fühlte er sich dort sehr wohl. Andere Kinder verstanden ihn besser als die Erzieher und übersetzten einfach. Kinder können beneidenswert unkompliziert sein. Und es waren nur sehr wenige Tage im Jahr, an denen er keine Lust hatte, dort hinzugehen.
September 2017: Erste Erfahrungen in der Vorschule
Um Thaio für die „richtige“ Schule zu stärken, hatten wir für ihn noch vorab eine Vorschule gewählt.
Thaio war auch in der letzten Kindergartenzeit noch sehr verspielt. Deshalb durfte er sich gern die Zeit nehmen, die er für sich benötigte. Die Empfehlung einer sinnvollen Zeit vor der Schule kam wie viele andere hilfreiche Ratschläge von Thaios Logopädin, zu der er ein sehr gutes Vertrauensverhältnis hatte.
Auch in der kreativen Vorschule hatte sich Thaio gut eingelebt, nachdem er seinen Kindergarten gedanklich hinter sich gelassen hatte. In der Vorschule waren alle Kinder ungefähr im gleichen Alter. Sie konnten einfach viele altersgerechte Dinge ausprobieren, ohne Rücksicht auf kleinere Kinder nehmen zu müssen. Für die Entwicklung war es sehr förderlich.
Nun haben wir seit einiger Zeit ein Schulkind. Er hat sich eingelebt und kommt gut mit. Seine Aussprachen hat sich sehr verbessert, was uns bestätigt, Kinder einfach ihre Zeit zu geben, die sie brauchen.
Warum unserer Erfahrungen mit anderen Menschen für dich eine gute Adoptions-Vorbereitung ist
Oder: Warum Menschen aus Deutschland mehr reisen sollten.
Seitdem wir Thaio direkt in Thailand abgeholt hatten, sind wir meist nur freundlichen Menschen in Bezug auf Thaio begegnet. Und wenn es vielleicht eine etwas unangenehme Situation gab, dann konnten wir sie bisher gut meistern.
Manchmal allerdings haben wir innerlich den Kopf geschüttelt. Und uns verwundert gefragt, wo die Weltoffenheit beginnt. Und wo sie endet. Aber nicht anmaßend, sondern irritiert.
Der älteren Nachbarin meiner Schwiegermutter in Schleswig-Holstein hatten wir es beispielsweise nicht ganz so krumm genommen, als sie meinte, Thaio wäre ja gar kein „richtiges“ Enkelkind.
In Frankfurt in einer Metzgerei wurde ich über den Tresen hinweg direkt gefragt, wer denn Thaios Vater wäre und woher er käme. Als ich antwortete, mein Mann wäre aus Deutschland, waren die drei Verkäufer hinter dem Tresen sichtlich unzufrieden mit dieser Aussage. Ich klärte es dann doch auf.
Wollte ich nicht eben schnell noch einfach nur Aufschnitt einkaufen? Nun fragte man mich aus.
Und dass die Kindergartenleitung in Thaios geliebtem Münchener Kindergarten nach zwei Wochen Eingewöhnungszeit einen Gesprächskreis für die anderen Kinder organisieren wollten, bei der die Vergangenheit von unserem Adoptivkind ausgerollt werden sollte, war in unseren Augen so etwas wie ein veralteter und ein klein wenig überforderter Situationsumgang.
Es kam verständlicherweise nicht dazu. War Thaio nicht einfach ein Kind, dass dort eine schöne Zeit verbringen wollte? Ohne dass man sofort eine Andersartigkeit an ihm festmachte?
Verstreut in Deutschland scheint es immer noch Erklärungsbedarf zu geben
Nicht immer war ich darüber froh, denn manchmal fand ich die Fragen indiskret und sie kamen überfallartig. Aber im Nachhinein finde ich es oft besser, offen aber gefiltert darüber zu sprechen.
Und wir gewöhnen uns immer mehr an die manchmal irritiert fragenden Blicke, die zwischen uns und Thaio hin- und herwandern. Oft kommt dann allerdings auch ein Lächeln.
Fremd ist anders und macht neugierig, es liegt wohl schlicht in der Natur der Menschen.
Zum Glück gibt es auch hier in München allmählich viele Kinder von unterschiedlicher Herkunft und mit einem anderen Aussehen. Und doch sind sie alle gleich, wenn es um Spielen, Herumtoben und Süßigkeiten geht ☺.
Der Grund, warum wir unserem Adoptivkind besser zuhören sollten
Erfahrungen während der Entwicklung unseres Adoptivkindes
Thaio brauchte damals wie heute regelmäßige Abläufe und eine alltägliche Verlässlichkeit. Das gab ihm damals relativ schnell Sicherheit.
Über den Umzug nach München machten wir Eltern uns viel mehr Gedanken, ob es unserem zweijährigen Jungen schaden könnte, als er selbst. Vielleicht liegt es an Thaios Persönlichkeit oder vielleicht an seiner Vergangenheit, schnell loslassen zu können.
Wir fühlten, dass es für unseren Thaio das Wichtigste, dass wir um ihn herum waren. Wir, seine engsten Bezugspersonen. Es war eine Konstante, die seine kleine Kinderseele auch heute noch braucht.
Mit vielen regelmäßigen Schritten bewegen wir uns vorwärts. Unsere kleine Familie ist inzwischen fest zusammen gewachsen. Und wir sagen uns gegenseitig oft, dass wie sehr wir uns lieb haben und wie wichtig wir uns gegenseitig sind.
Momentan macht es uns glücklich zu sehen, dass unser kleiner großer Junge immer mehr Mut findet, auf vertrauensvolle Personen zuzugehen. Irgendwann war er soweit und hat bei seinem Freund Benni übernachtet. Er fand es toll, auch wenn es sicherlich beim Einschlafen den einen oder anderen Gedanken an sein Bett und seine Familie gab.
Ein sehr gutes Zeichen für uns, dass er manch „elternfreien” Zeit ohne große Verlustängsten entgegensieht.
Manchmal wächst Thaio schneller, als wir es ihm zutrauen. Um ihn weiterhin in seinem Selbstwertgefühl zu stärken, müssen wir Eltern uns manchmal daran erinnern. Und Thaio weiterhin immer gut zuhören.
Bildquellen: “Adoptivkind Thaio”, “Erste Adoptions Erfahrung im Taxi bei der Abholung”, “Dirk und ich beim Abflug zur Auslandsadoption in Thailand”, “Thaio’s erste Weihnachts-Erfahrungen”, “Thaio’s Kindergartenbilder” – Eigene Fotoaufnahmen
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